Vom Flachs zum Leinen – Vom Leinen zur Tracht
Der Ortstermin ist die Traditionsveranstaltung des Heimatvereins an Christi Himmelfahrt. Sinn des Ortstermins vom Heimatverein ist die Heimat erkunden und kennen lernen, Historische Gebäude, Plätze, Denkmalgeschützte Einrichtungen etc. besuchen. Ziel war in diesem Jahr am Donnerstag, 26.05.2022 das Flachs- und Trachtenmuseum in Wegberg-Beeck. Unter dem Motto: „Vom Flachs zum Leinen – Vom Leinen zur Tracht“ fuhren 24 Heimatvereins Mitglieder im eigenem PKW oder Fahrgemeinschaft nach Beeck ins Erlebnismuseum und trafen sich pünktlich 13:45 Uhr vor dem Flachsmuseum.
Werner Scholz, Vorsitzender des Odenkirchener Heimatvereins, begrüßte die Teilnehmer, stellte Herrn Georg Wimmers, Vorstandsvorsitzender des Heimatvereins Wegberg-Beeck vor und übergab an Herrn Wimmers.
Nach kurzer Einführung ging es zunächst in den Garten, wo Grundschüler kleine Flachsparzellen angelegt und eingesät hatten. Er ein begeisterter Lehrer sprach immer wieder von den Kindern und wie er ihnen erläutert hat, dass früher Beeck eine Hochburg und Mittelpunkt eines riesigen Flachsanbaugebietes war.
Im Flachsmuseum erklärte Herr Wimmers detailliert vom Anbau, der Arbeit auf dem Feld, die Ernte und wie aus der Pflanze dann die Faser gewonnen wird. Jeder bekam eine Blütenknolle um zu öffnen und festzustellen wie viel Samenkörner darin stecken. Alle Arbeitsgänge wurden vorgeführt und die Teilnehmer wurden immer wieder mit einbezogen. Knickten die fast strohähnlichen Halme und entdecken die Faser drinnen. Es folgten die vielen mühsamen Arbeitsgänge an damals vorhandenen Arbeitsgeräten. Ziel sollte es sein ein Leinenhemd herzustellen.
Man hatte sich im Verein auch Gedanken gemacht, was man sonst noch aus dem Flachs gewinnen könnte und so entstand ein Likör, eine Art Schnaps, den alle zu probieren bekamen. Bei allen Arbeitsgängen hatte Herr Wimmers auch immer Sprüche parat, die heute noch ihre Gültigkeit haben. Alle Einzelheiten hier über die Arbeitsschritte aufzuführen überschreitet meinen Bericht. Weitere Arbeitsgeräte, wie Spinnen, Aufspulen usw. wurden vorgeführt bis zum Handwebstuhl, in dem das Schiffchen hin und her geschoben wurde. Es ist heute kaum nachvollziehbar mit welcher Präzision, Mühsal und Ausdauer damals bis zum fertigen Leinen hart gearbeitet werden musste. Die Vorstellung und Erklärungen waren so interessant, dass fast 1,5 Stunden wie im Fluge vergingen.
Es folgte die angekündigte Kaffeepause mit Kaffee und Kuchen. Für jeden gab es mehrere verschiedene Stücke selbstgebackener Kuchen, den kein Konditor besser herstellen kann. – Sehr lecker – Trotz der Vielzahl an Stücken wurde nochmals nachgereicht.
Es blieb dann nicht mehr allzu viel Zeit um sich auf der oberen Etage die weiteren Geräte wie Spinnräder, alte Webstühle und sonstige Geräte anzusehen. Fotos, Beschreibungen und viele Ausstellungsstücke konnten nur im Eilgang besichtigt werden, denn bereits um 16:00 Uhr wurden wir von Frau Schwan abgeholt, um ins Trachtenmuseum zu gehen.
Vom Flachsmuseum und den Erklärungen und Vorführungen waren alle sehr begeistert. Werner Scholz bedankte sich bei Herrn Wimmers und es gab viel Beifall.
Im Museum für Europäische Volkstrachten wurden wir begrüßt von Frau Schwan und Herrn Laufenberg in Tracht. Das Trachtenmuseum besitzt inzwischen rund 150 Trachten aus den verschiedensten europäischen Ländern. Ausgestellt sind zurzeit ca. 75 Trachten, da nicht mehr Ausstellungsfläche zur Verfügung steht. Nach einer Einführung wurden die Teilnehmer in 2 Gruppen eingeteilt.
Bei der Besichtigung der vielen Trachten erfuhren wir, dass an der Tracht eines Menschen sich Beruf, Stand und Vermögen ablesen ließen. Die Trachten sind der Beweis, dass Kleidung nie einfach nur Kleidung war, sondern immer auch Kommunikationsmittel. Wer reich war, der ließ das auch in der Ausschmückung der Kleidung erkennen.
Alle ausgestellten Trachten wurden ausgiebig erklärt, was z.B die Kopfbedeckung, der Schmuck oder Verzierungen bedeuteten usw. Man muss es einfach gesehen und erlebt haben.
Nach fast 3,5 Stunden ging ein erlebnisreicher Nachmittag zu Ende und der HVO-Vorsitzend Werner Scholz bedankte sich herzlich für die hervorragenden Führungen in beiden Museen.