Die ehemalige Stadt Odenkirchen
Eine Reihe von 18 Bildern
(1856 - 1929)
(Quelle: "Silbernes Bändchen")
Noch um 1800 bot Odenkirchen das Bild eines verträumten, romantischen Landstädtchens. Doch mit dem Aufkommen der Industrie begann eine enorme wirtschaftliche und verkehrserschließende Entwicklung.
Die Bevölkerung wuchs in 50 Jahren um das Dreifache auf rund 20.000 Einwohner an.
In diesem Zeitraum entstanden in Odenkirchen viele Einrichtungen und Gebäude, die zum Teil noch heute Zeugnis vom aufstrebenden Bürgertum geben:
Die mehr als tausendjährige Selbstständigkeit der Gemeinde Odenkirchen wurde unter preußischer Verwaltung 1856 mit der Verleihung der Stadtrechte gekrönt.
Fassaden im Baustil der Jahrhundertwende sprechen vom stolzen Bürgersinn unserer Odenkirchener Vorfahren. Sie lassen deutliche Einflüsse der preußischen Bauverwaltung unter Schinkel erkennen.
Die Seminaristen waren in vielen Odenkirchener Familien gern gesehene Untermieter.
Rektor und Seminarlehrer hatten Wohnungen im Gebäudekomplex. 1926 wurde das Lehrerstudium an Pädagogische Akademien verlagert, das Schulhaus Wiedemannstraße einer anderen Bestimmung übergeben.
Trotz rapider Veränderung des Ortsbildes und zunehmender Verstädterung blieb doch manches romantisch Anmutende erhalten.
Neben Straßenbahn und Kraftwagen bestimmte noch lange das Pferdefuhrwerk den Straßenverkehr.
Bei aller technischen und wirtschaftlichen Entwicklung hat Odenkirchen den ländlichen Charakter nie ganz verloren. Der Nachtwächter machte bis zur Jahrhundertwende seine Runde, und tagsüber sah man Straßenmusikant und Leierkastenmann.
Besucherzahlen bis zu 9000 Badegästen waren in dem Schwimmbad Beller Mühle nicht selten.
Jedoch nicht nur der Badebetrieb galt in und um Odenkirchen als Attraktion, auch Veranstaltungen wie "Beller Mühle im Licht" waren weit über Odenkirchens Grenzen bekannt und beliebt.
Der Aufschwung der Stadt Odenkirchen ist besonders am Ausbau des Verkehrswesens abzulesen.
1870 wurde die erste Eisenbahnstrecke Odenkirchen - Mönchengladbach eröffnet, der Bau eines Bahnhofs 1874 beendet.
Wie es sich für eine ordentliche Stadt gehört, wurde 1895 ein Krankenhaus erbaut und 1929 erneuert und erweitert. Das Krankenhaus Odenkirchen hat als eines der wenigen bis in die jüngste Zeit hinein wirtschaftlich arbeiten können.
Die mehr als tausendjährige Selbstständigkeit der Gemeinde Odenkirchen wurde unter preußischer Verwaltung 1856 mit der Verleihung der Stadtrechte gekrönt.
Eigenständige Stadt blieb Odenkirchen bis zur Eingemeindung 1929 in die Großstadt Gladbach-Rheydt.
Das Amtsgericht erhielt 1916 ein eigenes Gebäude am Kreuzweiher, und das Rathaus wurde 1923 zum Wingertsplatz verlegt.
Die Stadt Odenkirchen erhielt ein Lehrerseminar, das zunächst im Schulgebäude Gartenstraße (jetzige Schmidt-Bleibtreu-Straße) und später in dem 1906 eingeweihten Seminar auf der Wiedemannstraße untergebracht wurde.
Die Schule Wiedemannstraße ist ein typisches Beispiel der damaligen Bauweise öffentlicher Gebäude:
Die gleiche Bauart zeigt sich in der neuromanischen Pfarrkirche St. Laurentius, aber auch in kleineren Bauten wie zum Beispiel der Totenhalle auf dem evangelischen Friedhof.
Dem wachsenden Bildungsbedürfnis kam die Odenkirchener Gemeinde durch eine in schöner Lage errichtete Realschule entgegen.
1914 festlich eingeweiht, wurde diese Schule bereits 1919 zum Gymnasium mit der Möglichkeit zum Abitur erklärt.
Die Odenkirchener waren bereit, für Freizeit und Erholung beträchtliche finanzielle Opfer zu bringen, ein Beispiel hierfür ist die Errichtung des Schwimmbads Beller Mühle.
Aus eigener Initiative und fast ausschließlich mit eigenen Mitteln erstellte die kleine Stadt diese viel besuchte Erholungsstätte (Einweihung 1928).
Der Verbindung zur Außenwelt diente auch die Abtragung des Mülforter Berges, damit die Köln-Venloer Chaussee (jetzige Mülgaustraße) eine freie unbeschwerte Fahrt für Fuhrwerk und später für Straßenbahn und Kraftfahrzeug von Mönchengladbach nach Odenkirchen ermöglichte.
Im 19. Jahrhundert erfuhr auch das Postwesen eine beträchtliche Ausweitung. Die Zeit der Postkutsche war vorbei, weltweite private und geschäftliche Verbindungen verlangten auch hier nach Erweiterung. Verschiedene Poststellen auf der Freiheitsstraße (Hurtmanns Höffke) und in der Burg reichten nicht mehr aus. So wurde 1899 fast an gleicher Stelle wie heute ein dem Wachstum entsprechendes Postgebäude errichtet. Diese alte Post wurde gegen Ende des zweiten Weltkrieges so stark zerstört, dass sie abgerissen werden musste. Erst 1957 konnte hier auf Drängen der Odenkirchener Bevölkerung, besonders auf Betreiber des Heimatvereins, ein neues Postamt gebaut werden.